Viel zu selten habe ich Gastbeiträge von der männlichen Seite auf EAT TRAIN LOVE. Umso mehr freut mich dieser unglaublich inspirierende Beitrag von Peffe, der erst in diesem Jahr mit seinem Food-Blog Der Veganizer so richtig durchgestartet ist. Ein bisschen stolz bin ich, dass ich eine von den Menschen war, die Peffe noch den letzten Schub gegeben haben, damit sein Herzensprojekt Gestalt annimmt. Daher heiße ich ihn heute herzlich Willkommen zu Gast auf meinem Blog und lasse ihn ausführlich von seiner Story erzählen, die sein Leben veränderte. Absolut inspirierend!

Ich wälze mich im Bett hin und her, werde immer wieder von den leisesten Geräuschen wach, schlafe mal fest, meistens jedoch weniger. Plötzlich klingelt der Wecker…laut und ohne Erbarmen. Habe ich überhaupt geschlafen? Ich entscheide mich für die Schlummertaste. Noch 5 Minuten…es klingelt wieder…nochmal auf die Wundertaste drücken usw. usw. Plötzlich der Schock, es ist schon viel zu spät. Ich fühle mich als hätte mich ein D-Zug überfahren, stolpere aus dem Bett, bleibe am Bettpfosten hängen, rette mich ins Bad und springe schnell unter die Dusche. Meine Laune ist am Nullpunkt, ich bin nicht ansprechbar und ziehe ein Gesicht wie ein Massenmörder. Meine Frau kommt auch kaum aus dem Bett, weil die Gelenke schmerzen. Rheuma, aber da kann man nichts gegen machen, sagt der Arzt. Also schön die Medikamente nehmen und Kortison einfahren, das ist eben so, wenn man diese Krankheit hat.
Zum Frühstücken bleibt keine Zeit mehr, ich muss los zur Arbeit und packe mir zwei Scheiben Brot belegt mit Leberwurst ein, die ich abends zuvor schon geschmiert hatte. Vorher noch schnell einen Schluck Mezzo-Mix aus dem Kühlschrank, kalt muss es sein. Ab ins Auto und los geht’s.

Bei der Arbeit angekommen reicht es gerade mal so für ein „Guten Morgen!“ an die KollegInnen, doch selbst das fällt mir schwer. Bis mein Motor auf Betriebstemperatur ist, sind locker 2 – 3 Stunden des Tages vergangen. Mittagszeit…ich habe Hunger, aber richtig. Salat? Von Grünzeug wird man doch nicht satt. Also Schnitzel oder Currywurst mit Pommes in der Kantine, dazu eine kalte Cola. Schnell aufessen, ich sitze nicht so gerne zwischen so vielen Leuten beim Essen am Tisch. Jetzt schnell zurück ins Büro und noch einen Schokoriegel zum Nachtisch. Nach wenigen Minuten fühle ich mich wieder der böse Wolf, der Wackersteine im Bauch hatte. Das berüchtigte Mittagsloch folgt, ich kämpfe mit der Müdigkeit und rette mich in den Feierabend.

Zu Hause angekommen lege ich mich erst mal auf das Sofa und schlafe eine Runde, danach fühle ich mich wieder so wie heute früh, bin total erledigt. Was essen wir denn heute? Wie wäre es denn mit Rigatoni al forno mit viel Hackfleisch, einer Sahnesoße und ganz dick Käse oben drauf? Oder vielleicht doch Leberkäse auf Brot mit 4 Spiegeleiern? Wir essen wirklich nur ganz wenig Fleisch, das dachte ich damals tatsächlich. Das lag wahrscheinlich daran, weil ich täglich als eine Art Gesundheitsritual immer einen Apfel oder eine Banane gegessen habe gegen das schlechte Gewissen. Dazu habe ich dann noch eine Multivitamin-Tablette in einem Glas Wasser aufgelöst, so eine aus dem Plastikröhrchen für 89ct. Nach dem Essen dann endlich vor den Fernseher, dazu eine Tüte Chips und einen oder zwei halbe Liter Bier, man will ja schließlich leben. Meine Position auf dem Sofa kam eher einer stabilen Seitenlage gleich. Sport? Keine Zeit, sonst gerne. Wann soll ich das denn noch machen? Außerdem ist in den Studios immer viel zu viel los und zum Laufen ist das Wetter in Deutschland einfach zu schlecht. Mir wird schon wieder so komisch, es fängt meistens an mit Kopf- und Gliederschmerzen und endet in einer Art grippalem Infekt, das habe ich ständig. Diese regelmäßigen Bauchkrämpfe nerven auch, aber meine Blutwerte sind in Ordnung. Mein Arzt sagt, dass man dagegen nicht viel machen kann, mein Immunsystem ist eben wahrscheinlich nicht das Beste. Ich soll viel spazieren gehen, aber wann? Bei der Arbeit nehme ich immer die Treppe, aber davon wird es irgendwie auch nicht besser.

Es klingelt an der Haustür. „Oh Gott, wer kann das denn sein um diese Zeit?“ Schnell ruhig sein, ab in den Schützengraben, und so tun als wäre niemand zu Hause. Spontaner Besuch ist mir ein Gräuel. Ich bin zwar spontan, aber nur, wenn man mir rechtzeitig Bescheid sagt. Meine Frau geht schon wieder so komisch. Die Wirkung des Cortisons lässt nach. „Wirf Dir noch eine halbe ein, dann kannst Du besser schlafen ohne Schmerzen!“ Die vielen Treppen in unserem Haus sind irgendwie blöd für sie. Eventuell rüsten wir um und lassen einen Fahrstuhl für sie einbauen. Sie ist noch nicht mal 30 Jahre alt. Vielleicht hat ihr Rheumatologe noch härtere Medikamente für sie, irgendwann muss das doch mal besser werden, aber sie hat diese Krankheit, seitdem sie ein kleines Kind ist…

Schlafenszeit!!! Ich putze mir die Zähne und beobachte mich im Spiegel. Mmmmhhhh, schon wieder zugenommen, wieso eigentlich? Ich ernähre mich doch ausgewogen und gehe viel zu Fuß. Irgendwann krabbele ich dann wieder ins Bett, kann nicht einschlafen, wälze mich hin und her und werde von jedem noch so leisen Geräusch wach.

3 Jahre später…

Der Wecker klingelt. Ich schalte ihn aus, stehe sofort auf und gehe ins Bad. Meine Frau sitzt schon auf ihrer Yogamatte und begrüßt den Tag. Ich putze mir in aller Ruhe die Zähne, trinke ein Glas Wasser mit Zitronensaft und Cayennepfeffer und ziehe meine Laufsachen an. Draußen zwitschern die Vögel und die Kaninchen im Park fressen ihr Grünzeug. Ich liefere mir mit ihnen ein Rennen, hänge sie fröhlich pfeifend ab. Nach meinen zwei Runden durch den Park springe ich unter die Dusche und mache mich fertig. Ich sehe in die Gesichter zwei gut gelaunter Menschen, die eine ruhige Nacht hinter sich hatten. Meine Frau trinkt einen grünen Tee, mein Kleiner mampft sein Müsli und schlürft genüsslich einen grünen Smoothie. So ein grünes Geschoss gönne ich mir jetzt auch. Ich fahre zur Arbeit und koche mir eine Kanne grünen Tee. Später gibt es noch einen Eiweißshake, den ich mir selbst mixe aus Haferflocken, Nüssen, Nussmus, gepopptem Amaranth, einem Schuss Leinöl, Kakaopulver und Pflanzenmilch. Meine erste richtig feste Nahrung gibt es gegen Mittag. Nudelsalat mit Linsenbällchen, Chili sin carne oder eine kalte Suppe wie Gazpacho Andaluz zum Beispiel. Meine Frau steht auf grüne Säfte, das ist nicht so ganz meine Welt, aber gelegentlich trinke ich sie auch. Am liebsten aus Wildkräutern, die ich gelegentlich selber sammeln gehe seitdem ich bei einer Wildkräuterführung teilgenommen hatte. Was liegt heute Nachmittag noch an? In die Stadt ein bisschen flanieren gehen, wie mein Vater es immer ausgedrückt hatte? Oder mit dem Kleinen in den Park ein paar Runden Disc-Golf oder Fußball spielen? Vielleicht einfach nur mit dem Rad ein bisschen an der Oker lang und später noch was trinken gehen mit Blick auf’s Wasser und dabei über den diesjährigen Urlaub sprechen? Wir fahren nach Tirol in die Berge, ein bisschen abschalten, wandern, einfach nur die Berge ansehen. Wandern und Rheuma? Passt das überhaupt? Ja, das passt super, weil heute unser Tag nicht mehr von dieser Krankheit bestimmt wird, wir bestimmen jetzt die Krankheit. Seit fast 18 Monaten ist meine Frau frei von sämtlichen Medikamenten, fährt Fahrrad, macht täglich Yoga und genießt ihre Freiheit. Beim Arzt war sie seitdem auch nicht mehr, ich übrigens auch kaum noch. Meine Blutwerte sind fantastisch, die meiner Frau auch, ich habe ebenfalls schon eine gefühlte Ewigkeit keine Medikamente mehr genommen, bin viel seltener krank und mache fast täglich Sport, gehe gern ins Fitness-Studio. Über 10 Kilo habe ich abgenommen und das ohne zu hungern und ohne das Gefühl, dass ich dabei auf irgendwas verzichten musste. Abends koche ich uns immer was Frisches, den Fernseher lassen wir aus, wir sitzen draußen auf unserer tollen Terrasse und philosophieren über die Zukunft. Wir lesen nun abends ziemlich häufig, ich blogge jetzt aber seit ein paar Monaten die meiste Zeit am Abend. Das ist ein großartiger Gewinn für mein Leben. Ich muss jetzt meine Lebensweise nur noch selten erklären, ich bin jetzt mit Gleichgesinnten in den Kontakt getreten und habe in den letzten Monaten ganz viele tolle Menschen kennengelernt. Wie Kristin zum Beispiel. Eine tolle junge Frau, die mich mit ihrer positiven und ganz natürlichen Art immer wieder zum Grinsen bringt.

Das Geheimnis von unserem Wandel möchtet ihr wissen?

Wir leben vegan, haben extrem viel Spaß dabei und so viel Lebensqualität wie noch nie. Anfang 2013 fing alles an. Wir beschäftigten uns zu dieser Zeit viel mit Massentierhaltung und meine Frau stieß bei ihrer Pilates-Trainerin auf ein Kochbuch. In diesem Buch stand, dass vegane Ernährung rheumatische Beschwerden lindert. Diese Information hat sie nicht mehr losgelassen und sie erzählte mir bei einem gemeinsamen Spaziergang davon. Einen Abend später stand sie plötzlich vor mir am Herd, mit dem besagten Buch in der Hand:„Das hier ist das Buch. Ich möchte, dass wir ab heute vegan leben!“

„Wen ruft man in solchen dringenden Fällen an? War es die 110 oder die 112? Ich kenne Sie zwar nicht, aber ich möchte Sie bitten, mein Privatleben wieder in Ordnung zu bringen!!! Bei meiner Frau ist die Hauptsicherung durchgebrannt!“, dachte ich mir in dem Moment. Ich blätterte das Buch trotzdem durch, es war Vegan for fit von Attila Hildmann. Für mich las sich das im ersten Moment wie eine Bauanleitung für einen Ikea-Schrank. Ich kannte kaum Zutaten, war mit den auf das Gramm genau angegebenen Mengen überfordert, weil ich eher für künstlerische Freiheit beim Kochen bin, und habe mich anfangs dagegen gesträubt. Je länger ich aber darüber nachdachte, desto klarer wurde es für mich, dass wir das probieren müssen. Für mich spielte der ethische Aspekt dabei auch eine große Rolle, war jedoch immer zu schwach das wirklich durchzuziehen. Wenn ihr das aber tatsächlich hilft, dann ist jetzt genau der Zeitpunkt gekommen, dagegen etwas zu unternehmen. Nach wenigen Wochen ging es bei meiner Frau schon los, sie nahm weniger Medikamente. Dann fokussierte ich mich immer mehr auf wirklich gesunde Gerichte, kein veganes Fast-Food mehr, keine Lebensmittel mit Zusatzstoffen, keine Geschmacksverstärker, keine E-Nummern, möglichst keinen Zucker und wenig bis gar kein Weißmehl und seitdem ist sie vollkommen frei von jeglichen Medikamenten, das ist einfach nur großartig und fühlt sich richtig, richtig gut an.

Aber jetzt muss ich Schluss machen, wir haben Hunger und ich bin der Koch im Haus. Ich habe euch nämlich etwas mitgebracht: eine bunte Hummusbowl mit Sesamsoße.

Vegane Hummus-Bowl mit Sesamsoße

Hummus-Bowl (für 2 Portionen):

  • 1 Glas Kichererbsen (250g Kichererbsen)
  • 1 EL Olivenöl
  • 1 EL Zitronensaft
  • 1 TL Kreuzkümmel (Kumin)
  • 4 EL Tahin (Sesampaste)
  • 2 EL Kichererbsenwasser
  • 2 TL Paprikapulver
  • 1 TL Salz

Die Kichererbsen in einem Sieb abseihen und das Kichererbsenwasser auffangen und beiseite stellen. Alle Zutaten in ein hohes Gefäß geben und mit dem Mixstab pürieren, bis eine cremige Masse entstanden ist.

Sesamsoße:

  •  5 EL Tahin (Sesampaste)
  • 10 EL Kichererbsenwasser
  • 2 EL Zitronensaft
  • 1/4 TL Salz
  • 1/4 TL Paprikapulver
  • 1/2 TL Kreuzkümmel (Kumin)
  • 1 Zehe Knoblauch

Die Knoblauchzehe schälen und in kleine Stücke hacken. Nun alle Zutaten in ein hohes Gefäß geben und mit dem Mixstab pürieren. Die Soße sollte schön sämig sein, falls sie noch zu fest ist, dann kann man noch etwas von dem Kichererbsenwasser zufügen.

Nun in die Mitte der Bowl den Hummus geben und außerhalb das Gemüse dazu anrichten. Ich habe für diese Bowl Tomaten, Karotten, weißen Rettich, Feldsalat, Salatgurke und rote Paprika genommen. Hier könnt Ihr aber Euren Wünschen freien Lauf lassen und zum Beispiel auch Oliven, Peperoni und Krautsalat verwenden. Mit dem Schneiden des Gemüses seid ihr in ca. 20 Minuten mit allem fertig und könnt eure leckere Superfood-Bowl genießen. Die Inspirationen für die Hummes-Bowl und die Sesamsoße habe ich übrigens hier und hier erhalten und für mich passend abgeändert.

Guten Appetit und viel Freude beim veganen Kochen!