Heute geht es weiter mit dem Thema STRESS, denn es ist ja gerade schwer in Mode, wie ihr in meinem Einstiegspost lesen konntet. Da bin ich wohl raus! Ich sitze ganz entspannt in meinem Korbsessel, Füße hoch, eingekuschelt in eine gemütliche Decke, meine Teetasse dampft neben mir und ich schreibe in aller Ruhe diesen Post. Oder etwa doch nicht? Trübt das äußere Bild vielleicht nur? Wie erkennen wir wirklich, in welchem Maße wir gestresst sind und darunter leiden? In diesem Post will ich der Frage auf den Grund gehen und euch selbst einige Fragen zu eurem persönlichen Stresslevel stellen, denn ich finde es äußerst wichtig, beim Thema Stress genau hinzuschauen und sich selbst richtig einzuschätzen.

Unser Stresslevel und das von anderen Menschen können wir nicht in einer Momentaufnahme messen. Klar haben wir alle mal einen hektischen Tag und fühlen uns von den äußeren Umständen kurzzeitig genervt und unter Druck gesetzt, doch heißt dies nicht gleich, dass wir unter Stress körperlich und seelisch leiden. Stress wird erst dann zur Belastung für uns und unsere Gesundheit, wenn er dauerhaft anhält und keine Entspannungsphase in Sicht ist. Jeder Mensch geht mit solchen Phasen anders um. Was für einen von uns bereits Stress verursacht, lässt einen anderen Menschen noch tief entspannt leben. Daher ist es auch äußerst gefährlich, Stress als Universal-Messlatte für Arbeitseinsatz, Ehrgeiz und Fleiß heranzuziehen. Nicht jeder, der gestresst ist, arbeitet hart und umgekehrt.

Gleichermaßen sind die Faktoren, wie sich dauerhafter Stress bei uns körperlich sowie seelisch äußert, sehr unterschiedlich. Während einer unter uns häufiger Kopfschmerzen bekommt, wird ein anderer schneller gereizt und gibt patzige Antworten an seine Mitmenschen, um sich gegen den Stress zu wehren. Fakt ist aber, so habe ich es an mir selbst bemerkt und auch vielfach gelesen, dass die Auswirkungen von dauerhaftem Stress immer dort zuschlagen, wo wir persönlich eh bereits geschwächt sind. Stress greift als erstes unsere größte Schwachstelle an! Das kann der gereizte Magen, die nervösen Fingerbewegungen, die Dauererkältung oder der gestörte Schlaf sein.

Anhand der folgenden Beschreibungen und Fragen könnt ihr euer persönliches Stresslevel mal gründlich überprüfen. Macht den Stresstest!

Wenn Abschalten zur schwersten Tagesaufgabe wird

Eines der sehr häufig vorkommenden Anzeichen von Dauerstress ist das Gefühl, „nicht mehr abschalten zu können“. Wir grübeln noch stundenlang nach dem Feierabend über unsere Jobthemen nach und können einfach nicht mehr loslassen.

  • Wie sieht es bei euch am Abend aus?
  • Könnt ihr tatsächlich den Feierabend genießen?
  • Oder kreisen eure belastenden Themen auch am Abend oder sogar in der Nacht noch in eurem Kopf herum?
  • Mit welchen Mitteln (Fernsehen, Essen, Alkohol,…) versucht ihr abends abzuschalten?

Schlaft gut!

Von meiner TCM-Ärztin habe ich gelernt, dass Schlaf als einer der wichtigsten Faktoren für unsere Gesundheit angesehen wird. Sie fragt mich bei jeder unserer Sitzungen nach meinem Schlaf und anfangs ist es mir ganz schwer gefallen, mich überhaupt zu erinnern, wie gut oder schlecht, wie tief oder leicht ich nachts geschlafen habe. Beobachtet daher euren Schlaf gut!

  • Wie gut könnt ihr abends einschlafen?
  • Kreisen eure Gedanken vor dem Einschlafen noch oder fallt ihr mit bleierner Müdigkeit ins Bett?
  • Schlaft ihr die ganze Nacht durch?
  • Wenn nicht, wie oft seid ihr wach und wie lange?
  • Beginnen eure Gedanken mit dem Aufwachen sofort wieder um eure Stressthemen zu kreisen oder fühlt ihr euch nach dem Schlafen entspannter als am Abend zuvor?
  • Wie viele Stunden schlaft ihr pro Nacht?
  • Fühlt ihr euch tagsüber wach und ausgeruht oder müde und ausgelaugt?

Unser Gesicht spricht Bände über unseren Stress.

Wenn wir uns und andere aufmerksam beobachten, können wir Stress am häufigsten in den Gesichtern erkennen. Schließlich sind andere körperliche Symptome nicht nach außen sichtbar. Schaut euch daher selbst mal genau im Spiegel an oder noch besser: Betrachtet Fotos von euch, die zufällig (ohne Posieren) von euch aufgenommen wurden.

  • Wie entspannt sehen eure Gesichtszüge aus?
  • Sind auf der Stirn Sorgenfalten erkennbar?
  • Kräuseln sich kleine Fältchen um den Mund?
  • Ist der Kiefer angespannt, weil die Zähne zusammengebissen werden?
  • Lächelt/ lacht ihr noch im Alltag?
  • Und wenn ihr lächelt: Wie natürlich sieht euer Lachen aus und wie fühlt es sich an?

Körperliche Beschwerden, die zur Normalität werden

Meistens wissen wir sehr gut, dass wir dauerhaft unter Stress leiden. Doch wir wollen dies oftmals nicht wahrhaben. Es ist z.B. gerade eine wichtige berufliche Phase oder wir wissen einfach nicht, wie wir unser Leben stressfreier gestalten sollen und nehmen es lieber über längere Zeit hin. All dies kommt bei vielen Menschen vor. Und anfangs geht auch noch alles gut, doch irgendwann wird unser Körper aktiv und sendet mehr und mehr Signale.

Die körperlichen Beschwerden, die daraus entstehen, sprechen meist schon direkt zu uns. Wir müssen nur lernen, sie zu interpretieren. Wer z.B. ständig Schnupfen hat, hat möglicherweise die Nase voll von seinen Lebensumständen. Dauerhafte Halsschmerzen weisen nicht nur körperlich auf einen „dicken Hals“ hin. Und typische Reizungen von Speiseröhre, Magen, Darm etc. können ein Signal sein, dass wir einfach „satt“ sind, dass wir nicht mehr aufnehmen können. Es ist zuviel!

  • Welche körperlichen Beschwerden hast du in letzter Zeit bei dir bemerkt?
  • Was war vor einigen Wochen/ Monaten/ Jahren vielleicht noch nicht da?
  • Welche implizite Botschaft könnte darin liegen?
  • Geh einmal alle Körperpartien durch und prüfe für dich, wie gut es ihnen geht!

Stress sägt an den Nerven.

Ein weiteres Zeichen von dauerhaftem Stress sind Auswirkungen auf unser Nervensystem. Ich beobachte häufig bei mir oder anderen nervöse Handlungen, die zur Dauerangewohnheit werden. Damals während meines berufsbegleitenden Studiums hatte ich eine unheimlich hohe Belastung zu tragen. Irgendwann bemerkte ich, dass ich mir beim Lernen immer wieder durch die Haare fuhr, sie um meine Finger drehte und quasi ständig mit ihnen arbeitete. Ein eindeutiges Zeichen. Nicht nur meine Haare litten unter der Spezialbehandlung, sondern ich noch viel mehr unter Stress. Aber auch andere Anzeichen wie nachlassende Konzentrationsfähigkeit, Vergesslichkeit im Alltag oder häufige Gereiztheit können Anzeichen für Stress sein.

  • Was nehmt ihr bei euch wahr?
  • Habt ihr das Gefühl, ihr seid in letzter Zeit dünnhäutiger?
  • Regt ihr euch mehr über euer Umfeld auf und reagiert häufig gereizter als nötig?
  • Wie steht es mit eurer Konzentrationsfähigkeit im Vergleich zu früheren Zeiten? Lasst ihr euch schnell ablenken?
  • Vergesst ihr Kleinigkeiten oder sogar wichtige Dinge im Alltag?

„Wie war euer Wochenende?“

Eine typische Frage am Montagmorgen im Büro. Am liebsten erzählen wir natürlich, dass wir eine ganz tolle Zeit hatten, viel erlebt und uns gleichzeitig toll entspannt haben. Das Wochenende ist klassischerweise die Auszeit nach der Arbeitswoche, die uns wieder mit neuer Energie auftanken soll. Schaut euch mal euer Wochenende an!

  • Wie viel Energie gibt euch euer Wochenende?
  • Reicht es aus, um eure Batterien wieder aufzuladen?
  • Oder fühlt ihr euch noch genauso, wie vor dem Wochenende, abgespannt, gereizt, gestresst?
  • Und wie sieht es nach eurem Urlaub aus? Habt ihr das Gefühl, euer Urlaub ist auch zu kurz und euer Körper sehnt sich nach einer längeren Auszeit?

„Nicht auch das noch…!“ – Was unsere Worte sagen.

Ein letztes Zeichen, auf das ich eingehen möchte, sind eure unbewussten Gedanken und lauten Äußerungen im Alltag. Ich behaupte, einen gestressten Menschen erkennen wir bereits durch seine Worte. „Nicht auch das noch“, „Kann das nicht wer anders machen?“ oder „Warum trifft es immer mich?“ sind sehr typische Gedanken oder Äußerungen, wenn wir uns gestresst fühlen. Die Überforderung im Alltag ist greifbar und wir fühlen uns wie in einem niemals enden wollenden Hamsterrad gefangen, das täglich noch eine Schippe drauf legt. Unser Unterbewusstsein reagiert darauf recht schnell und bringt diese oder ähnliche Worte in unseren Kopf. Manchmal ohne dass wir es merken.

  • Welche Gedanken denkt ihr wiederholt am Tag?
  • Was passiert in eurem Kopf, wenn noch eine weitere Aufgabe hinzukommt oder etwas nicht so läuft, wie ihr es euch vorgestellt habt?
  • Was äußert ihr gegenüber euren Kollegen, eurer Familie und euren Freunden? Wie erzählt ihr über den Job, das Familienleben etc.?

Na, seid ihr an der ein oder anderen Stelle nachdenklich geworden…? Mit diesen Fragen habt ihr nun auf jeden Fall eine gute Basis, um euren persönlichen Stresstest ganz unbedarft anzugehen und zu sehen, wo ihr steht. Ich finde diese persönliche Überprüfung sehr wichtig, weil wir nur so die Möglichkeit haben, überhaupt etwas in unserem Leben zum Positiven zu verändern und unseren Stress zu reduzieren. Der erste Schritt ist immer Bewusstheit und erst danach kann die Veränderung kommen.

Ein Aber noch zum Schluss, denn diese Erkenntnis finde ich genauso wichtig. :-) Wenn ihr bei keinen oder ganz wenigen dieser Gedanken für euch persönlich zustimmen konntet, seid ihr höchstwahrscheinlich nicht von Stress betroffen! Und das ist verdammt gut so! Ich wünschte, wir würden alle diese Fragen lesen und denken: „Über was redet sie da?“ Wenn ihr also zu dieser Seite gehört, dann macht ihr ganz viel richtig in eurem Leben. Stress ist nicht hip und das neueste Must-have unserer Gesellschaft. Dauerhafter Stress, unter dem wir leiden, ist und bleibt schlecht für uns und unseren Körper.

Ich wünsche uns allen jedenfalls ein stressfreies Leben, ein Leben, wo Action und Entspannung wunderbar in Balance harmonieren und unsere Batterien zwar gut genutzt werden, jedoch auch immer wieder in Ruhe aufladen können. Meine besten Entspannungstipps dafür verrate ich euch beim nächsten Mal…