Heute ist es Zeit für meinen letzten Reisebericht von Hawaii. Wenn ich mir die anderen Postüberschriften anschaue, dann müsste es heute heißen „Big Island – die Insel der Zukunft“….aber das klingt mir zu abgedroschen. :-) Und dennoch hat es etwas Wahres an sich…
Für Big Island hatten wir den kürzesten Aufenthalt geplant, obwohl es mit Abstand die größte hawaiianische Insel ist. Lange haben wir vorher überlegt und uns dann für 4 volle Tage entschieden. Das war perfekt!
Der erste Tag begann für uns mit einem Besuch bei der bekanntesten, hawaiianischen Kulturstätte, dem Puuhonua o Honaunau National Historical Park. Wie in den meisten National Parks führte ein gut erklärter Weg durch die zahlreichen Sehenswürdigkeiten des Geländes. Es gab alte hawaiianische Hütten zu bestaunen, die liebevoll regelmäßig restauriert wurden, uralte Steintafel-Spiele à la Mühle und Schach, in Stein geritzte Symbole (Petroglyphen), historische Fischteiche zur Versorgung der damaligen Einwohner und einiges mehr. Ich fand diesen Ort ganz besonders, weil ich zum ersten Mal mit der kulturellen Geschichte von Hawaii tief in Berührung kam. Mich hat Puuhonua o Honaunau sehr nachdenklich gemacht. Da habe ich mir – wie so einige Male auf unserer Reise – die Zeit genommen und dort eine Weile einfach nur mit geschlossenen Augen gesessen, geatmet und meditiert. Es war wunderschön!
Nach dem Besuch der heiligen Stätte wollten wir uns die fruchtbare Gegend um Kona anschauen. Doch gerade als wir bei unserem Mietwagen ankamen, tat sich ein tropischer Regenguss auf! Eigentlich sehr typisch für die Gegend. Nur leider war es nicht typisch, dass er nicht aufhörte. Erst haben wir noch ein wenig abgewartet, ob wir überhaupt weiterfahren, doch irgendwann war uns klar, dass wir einfach nichts verpassen wollen und auch so ein starker, warmer Regen seinen besonderen Reiz hat. :-)
Also haben wir uns auf den Weg in das Kaffeegebiet von Big Island gemacht. Der Kona Kaffee ist eine Spezialität und dank der zahlreichen Kaffee-Plantagen konnten wir ihn auch in allen Variationen kosten: stark geröstet, schwach geröstet, als Blend, mit Zusätzen wie Vanille oder Macadamia usw.! Ich hätte ewig dort bleiben und nippen können….zumal der Regen immer noch andauerte. Doch irgendwann sind wir dann weitergefahren zur Kealakekua Bay – diesen hawaiianischen Namen werde ich nicht vergessen! Nicht, weil die Bucht so außergewöhnlich schön war, sondern weil mein Freund an diesem Ort um meine Hand angehalten hat….im strömenden Regen unter einer kleinen Wellblechhütte, nachdem wir von einer alten Hawaiianerin ihre letzten beiden Leis (Blumenkränze aus Plumeria) geschenkt bekommen haben! …..Es hört diesen Tag nicht mehr auf zu regnen…aber das war mir einfach nur egal… :-)
Am zweiten Tag auf Big Island stand der Vulcano National Park auf dem Programm. Als Kind liebte ich schon Vulkane und Lava….von daher war ich absolut gespannt, wie es ist, sie tatsächlich LIVE zu sehen. Da Big Island die jüngste der hawaiianischen Inseln ist, finden hier im Gegensatz zu den älteren Inseln noch erhebliche vulkanische Aktivitäten statt. Als erstes haben wir uns den Kilauea Krater angeschaut. Anders als noch vor einigen Jahren ist er nicht mehr der Drive-In-Vulkan der Erde, wie ihn die Amerikaner so schön bezeichneten….seit einiger Zeit treten aus seinem Inneren große Mengen an giftigen Gasen aus, so dass der Crater Rim Drive nur noch zur Hälfte befahrbar ist. Auch Wanderungen direkt zum Kraterrand sind strengstens verboten! Da ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, wie instabil doch unsere Erde ist. Auf Big Island können sich innerhalb von einigen Stunden die Erdaktivitäten so stark ändern, dass ein Vulkan ausbricht oder sogar explodiert, wie es dort schon einige Male geschehen ist! Natürlich werden alle Aktivitäten streng überwacht…doch es ändern nichts daran, dass es nichtkontrollierbare Naturgewalten sind! „Leider“ war zu dem Zeitpunkt unseres Besuches keine flüssige Lava zu sehen. Doch ich fand schon den Anblick der erkalteten Lava, die tatsächlich überall in allen Altersstrukturen entlang der Chain of Craters Road zu sehen ist, absolut gewaltig! Wer die kanarische Insel Lanzarote mag, wird Big Island lieben! Big Island ist noch so neu und frisch…sie verändert sich durch die Vulkanaktivitäten ständig und dennoch schafft es die Natur immer wieder, sich ihr Territorium zurückzuerobern. Das fand ich sehr beeindrucken!
Der dritte Tag war sehr sportlich auf Big Island: Zip Lining und Baden hatten wir uns vorgenommen. Daher ging es am Morgen schon früh in Richtung Norden. Unsere Zip Lining Tour haben wir bei Big Island Eco Adventures gebucht und ich muss sagen: Wieder alles richtig gemacht! :-) Wir sind in einer Gruppe von 8 Personen zu unserem „Adventure“ aufgebrochen. Zwei erfahrene Betreuer haben uns durch den zum Teil dichten Urwald von Zipline zu Zipline geführt. Jede der 8 Ziplines hatte einen bestimmten Namen und eine besondere Geschichte….so gab es die Schnellste, die Längste, die Höchste, die Bouncing-Zipline, in der man wie ein Schmetterling durch die Lüfte flattern konnte, usw.! Anfangs schwingt natürlich noch etwas Angst mit….“Oh Gott, so hoch über dem Boden! Aaaah“….aber da ich die Sicherungstechnik bereits vom Klettern gut kannte, hatte ich sehr schnell Vertrauen gefasst. Und so sind wir dann tatsächlich alle Ziplines durchgefahren. Es hat solch einen Spaß gemacht! Mit jeder Zipline wurde ich mutiger und habe mich zum Schluss nicht nur freihändig bewegt, sondern mich auch noch am Startpunkt mit den Füßen kräftig abgestoßen, um mehr Speed zu bekommen. Ein Wahnsinnserlebnis! :-)
Doch auch die kleinen Wanderungen zwischen den einzelnen Ziplines waren großartig! Denn die beiden Betreuer kannten sich nicht nur mit Seilen aus, sondern auch mit der gesamten Flora um uns herum! Sie zeigten uns wilden Ingwer, Zimtpflanzen, Lilikois, Guaven, Macadamianüsse und so vieles mehr. Ich war ständig am Futtern, weil ich unbedingt alles einmal probieren wollte! Mehr exotisches Clean Eating geht schließlich nicht! ;-)
Nach unserem Abenteuer haben wir uns an der Nord-Westküste einen schönen Strand zum Relaxen und Baden ausgesucht. Ich muss sagen, die Strände von Big Island sind nicht die allerschönsten…aber wir waren natürlich auch von Maui und Kauai super verwöhnt. Es ließ sich dort aber auf jeden Fall einen Nachmittag gut aushalten.
An unserem letzten Tag haben wir uns noch einmal die Ostküste von Big Island vorgenommen. Da Big Island wirklich sehr groß ist, dauert es schon eine gewisse Zeit, bis man überhaupt auf der anderen Seite ist. An der Ostküste haben wir uns die Gegend um das legendäre Waipiu Valley angeschaut. Dies ist ein Tal, welches noch von traditionell lebenden Menschen bewohnt wird. Es gibt dort keinen Strom, kein fließendes Wasser und nicht mal einen vernünftigen Weg hinunter. Natürlich kann man sich das Tal trotzdem zu Fuß anschauen, aber ich fand es schöner, nicht die Ruhe der Menschen dort unten zu stören. Der Blick vom Lookout war auf jeden Fall schon grandios! Ein weiteres Highlight an der Ostküste sind die Akaka Falls….vielleicht die perfekten Wasserfälle Hawaiis. Die Akaka Falls rauschen rund 135m in die Tiefe und sind in einen wunderschönen Regenwald eingebettet. Der Rundweg zu den Akaka Falls ist zwar schon sehr touristisch angelegt, aber ich fand es trotzdem traumhaft, noch einmal auf so kompaktem Raum die Vielfalt eines Regenwaldes zu erleben. Auch hier habe ich mir einen langen Moment der Stille für mich gegönnt.
In spiritueller Hinsicht hat sich für mich auf Big Island ebenfalls einiges getan. Zum einen habe ich natürlich eine wichtige Entscheidung in Richtung meiner Zukunft getroffen. Zum anderen habe ich aber auch gemerkt, wie sich in meinem Geist mehr Ruhe und Klarheit einstellt. Während Maui mich bezüglich meiner Eindrücke absolut geflasht hat und Kauai mich sehr tief mit meiner Vergangenheit verwurzelte, hatte ich das Gefühl, auf Big Island ein gewisses inneres Gleichgewicht zu finden. Ich war ruhig und zufrieden mit allen Dingen, wie sie geschehen. Als wüsste ich einfach, wo mein Weg liegt… :-)
Insgesamt war unsere Hawaii-Reise eine absolut intensive Lebenserfahrung! Mich hat noch keine Reise so sehr mit allen Sinnen und in meiner Seele berührt. Vielleicht bin ich offener für diese Erfahrungen als früher….vielleicht war es auch die Magie der hawaiianischen Inseln selbst….oder beides zusammen?! Ich weiß es nicht. Aber ich bin so glücklich und dankbar, dass ich genau diese Reise in meinem Leben machen durfte! :-)
Und zum Abschluss von Hawaii möchte ich euch jetzt noch meine schönsten Fotos von Big Island zeigen. Viel Spaß beim Anschauen!