Jedes Jahr im Frühling beginnt es. Mit dem Sprießen der ersten grünen Blätter fällt der Startschuss für die perfekte Sommerfigur 20XX. Überall schießen effektive Power-Fitnesspläne und die neuesten Diät-Trends wie Pilze auf den Boden. Gleichzeitig laufen uns in Zeitschriften, auf Plakatwänden und in Werbespots gertenschlanke oder muskulöse Traumkörper mit lachenden Gesichtern an Traumstränden entgegen!

Mit jedem Kontakt steigert sich unser – bis dato gar nicht da gewesenes – Verlangen und viele von uns wollen nur noch eines: DIE IDEALE SOMMERFIGUR! Diese „perfekte“ Welle wird bis in den Sommer hinein immer weiter aufgebaut, bis sie sich in „Last-Minute-Workout-Challenges“ und „In-3-Tagen-5-Kilo-wenig“-Diäten überschlägt. TADAAA!!! Jetzt ist es wieder soweit! Mich hat es in diesem Sommer dazu bewegt, mir selbst und euch einige (Sinn-)Fragen zu stellen und mal mit der Super-Sommer-Traumfigur auf echte Tuchfühlung zu gehen.

Wie viel Zeit investieren wir für die perfekte Sommerfigur?

Diese Frage ist noch einfach zu beantworten. So viel Zeit, wie uns der ausgewählte Trainings- und/ oder Diätplan kostet. Vielleicht habt ihr euch bis zum Urlaub vorgenommen, jeden Tag ein Workout zu machen? Oder ihr wollt jeden zweiten Tag laufen gehen? Euer Plan sieht vor, jeden Abend einen gemischten Salat mit frischen Zutaten zu essen und die Kohlenhydrate weitgehend zu canceln? Oder auch alles auf einmal!

Ich kenne mich hier aus, denn auch ich war ein Fan solcher Pläne und habe es schon mehrfach bis zum Sommer oder eben „Last-Minute“ durchgezogen. Fakt ist: Der Weg zur perfekten Sommerfigur kann sich definitiv ziehen. Es kommt natürlich auf euren Ausgangspunkt und eure Ansprüche – sprich eure persönliche Definition von der Traumfigur – an. Aber einige zusätzliche Stunden auf dem Crosstrainer, in der Küche oder auf der Laufstrecke bis zum großen Tag X werden bei jedem von uns zusammenkommen. Wie hätten wir diese Stunden wohl ohne unseren fixen Plan vom Traumkörper genutzt…?!

Wie lange hält die Bikini-Traumfigur eigentlich an?

Schon spannender wird es bei dieser Frage! Die meisten von uns wollen sich für ihren Sommerurlaub in Form bringen. Zwei, drei Kilos weniger, muskulösere Arme, kein Schwabbelbauch mehr… – dies sind typische Ziele. Der Grund ist klar: Wir wollen auf den Urlaubsfotos gut aussehen und im besten Fall noch tolle Komplimente vor Ort oder hinterher beim Fotos-Zeigen bekommen. Verständlich! Gleichzeitig passiert im Urlaub bei den meisten aber Folgendes: Wir sind im Urlaub, wir entspannen uns und wir wollen es uns richtig gut gehen lassen. Schließlich haben wir zuvor hart und lange gearbeitet, im Job als auch an unserer Figur!

Also hören wir auf mit den täglichen Sporteinheiten, bewegen uns nur noch von der Liege zum Pool und genießen das ausgiebige Hotelbuffet. Das heißt: Wir geben unser Bestes, um in kürzester Zeit unseren Ausgangszustand wiederherzustellen! Das ist eine Tatsache. Hört euch mal um! Die meisten Urlaubsrückkehrer in meinem und bestimmt auch in eurem Freundes- und Bekanntenkreis sagen: „Der Urlaub war richtig toll, aber ich habe bestimmt zwei, drei Kilo zugenommen!“

Wie geht es mir, wenn ich meine perfekte Sommerfigur erreicht habe?

Diese Frage ist noch heißer! Nehmen wir mal an, wir haben uns wochenlang so richtig ins Zeug gelegt und haben tatsächlich am Tag unserer Abreise unsere perfekte Sommerfigur erreicht. Sind wir dann wirklich glücklich? Stehen wir mit einem absoluten Glücksgefühl und einem Lächeln vor dem Spiegel und bewundern unseren Erfolg vor dem Abflug? Und sagen wir mal, wir tun dies wirklich: Wie lange hält das gute Gefühl an? Ich glaube, wir wissen zwar, dass wir nun tatsächlich unser Ziel erreicht haben und sind kurze Zeit stolz auf uns, aber spätestens im Urlaubsgebiet denken wir kaum noch daran. Wir haben uns schnell dran gewöhnt.

Mir ging es in Kalifornien vor 3 Jahren so. Beim Abflug war ich noch megastolz auf mich und natürlich saß die kurze Jeansshorts viel besser, doch war die Reise und das, was wir erlebten, wesentlich spannender als das ständige Betrachten und Bewundern meiner Sommerfigur. Lieber habe ich San Francisco oder den Yosemite National Park bestaunt. Meine Sommerfigur hat mich nicht glücklich gemacht, der Urlaub schon!

Was passiert, wenn ich meine Ziele nicht bis zum Tag X erreiche?

Jetzt kommt die entscheidende Frage…! Wir haben schon einiges an Zeit investiert, aber letztendlich hat es dann doch nicht geklappt. Die Gründe sind vielfältig. Wir waren vor dem Urlaub so im Stress, dass wir nicht weniger, sondern mehr gegessen haben. Oder wir haben es nicht geschafft, unser straff geplantes Sportprogramm in unserem Tagesablauf unterzubringen. Oder aber dieser ach so tolle Plan aus dem Internet hat einfach nicht bei uns funktioniert! Die Folgen sind oftmals Frust und Selbstangriff.

Nicht wenige hassen sich dafür, wenn sie Misserfolge erleiden und geben sich die Schuld anstatt die Ziele, die sie verfolgen, zu hinterfragen. Warum ist eine perfekte Sommerfigur eigentlich so erstrebenswert für mich? Was steckt wirklich dahinter? Warum kann ich meinen Körper nur mögen, wenn er fünf Kilos leichter, muskulöser und schlanker ist bzw. in extremen Fällen am besten so aussieht wie bei den Models in der Werbung? Führt dieses Ziel nicht ganz schnell dazu, dass ich mich mies fühle und mich noch weniger mag?

Last-Minute-Bikinifigur

Warum ihr den Traum von der sommerlichen Traumfigur vergessen solltet

Ich behaupte, der Traum von der perfekten Sommerfigur ist absoluter Wahnsinn! Denn er führt uns am allermeisten von uns selbst weg! Die versteckte Botschaft an uns heißt nämlich: „Du bist nicht gut so, wie du bist! Du musst dich verändern. Streng dich an, anders, nein BESSER zu sein!“ Doch im Feuereifer unserer Motivation durchschauen wir diesen negativen Gedankenstrudel nicht. Er ist schließlich allgegenwärtig.

Gleichzeitig steckt noch eine andere Botschaft im Traum von der „Jetzt-noch-mal-schnell-erreichten-Super-Mega-Bikinifigur“: Dass ich es zwei, drei Wochen vor dem Urlaub noch so nötig habe, mich für meine Figur ins Zeug zu legen, heißt eigentlich, dass ich es mir das gesamte Jahr über nicht wert war! Wenn wir mit Spaß regelmäßige Fitness betreiben und uns gesund ernähren, kommen wir gar nicht in die Versuchung, uns der Last-Minute-Welle anzuschließen. Wir sind einfach immer fit und „ready for summer“!

Und was wäre, wenn ich mich mal gar nicht in diesen Sommerfigur-Wahnsinn stürze…?

Diese Frage ist die befreiendste! Genauso habe ich es dieses Jahr gemacht. Unfreiwillig! Auch ich habe mir wieder vorgenommen, vor unserem Bali-Urlaub noch mal so richtig Gas zu geben und meine Muskulatur zu definieren, doch dann wurde ich durch die Operation total gestoppt. Ich habe meine Pläne über Bord geworfen und tat 2 Wochen vor unserem Urlaub gar nichts mehr Sportliches. Stattdessen habe ich mich einfach ausgeruht. Ohne eine einzige Anprobe packte ich meinen neuen Bikini ins Gepäck, zog ihn auf Bali an und was soll ich sagen: Er saß gut! Ich hatte nicht die perfekte Sommerfigur, wie ich sie mir vorher gewünscht habe, aber es war mir egal! Ich bin dafür viel entspannter auf diese Reise gegangen, weil ich mir Null Gedanken um meine Figur gemacht habe.

Das ist die Botschaft, die ich mit diesem Post weitergeben möchte: Ich sage nicht, dass ihr nie wieder Fitnessplänen folgen oder auf eure Ernährung achtgeben sollt. Aber schmeißt eure Pläne zur perfekten Sommerfigur in den Müll! Auf die zwei Kilos weniger oder die drei sichtbaren Muskeln mehr kommt es nicht an. Schon gar nicht in der letzten Minute. Geht entspannt in den Urlaub und akzeptiert euch so, wie ihr jetzt seid! Das ist der allerbeste Last-Minute-Plan zur Sommerfigur 2017, 2018 und darüber hinaus!