Ihr werdet lachen, wenn ich euch erzähle, dass ich eigentlich seit meiner Kindheit Angst vor Hunden habe. Damals, als ich ungefähr 3 Jahre alt war, hat mich nämlich ein großer spielfreudiger Hund angesprungen, weil ich meine Arme vor Schreck hoch gerissen habe. Er wollte mir nichts tun. Ich habe ihn lediglich falsch verstanden. Aber dieses negative Erlebnis hatte sich über lange Zeit so tief in meinem Kopf eingebrannt, dass ich immer eine Heidenangst vor großen Hunden hatte.
Doch vor ein paar Wochen trat ein Wunsch aus meinem Herzen in mein Bewusstsein: Ich hatte auf einmal große Lust, mit einem Hund Gassi zu gehen. Anfangs muss ich selbst innerlich über mich lachen und konnte nicht glauben, was ich dort als Stimme aus meinem Herzen vernahm. Doch mit der Zeit merkte ich auf einmal auch, wie aufgeschlossen ich doch gegenüber Hunden wurde, die mir auf der Straße begegneten. Ich hatte förmlich das Gefühl, dass ich Hunde auf einmal anzog….und sie freundlich zu mir waren.
Im Urlaub fasste ich dann den Entschluss: Ich wollte ins Tierheim gehen und mich dort zumindest einmal als Gassigeher versuchen. So konnte ich mir nicht nur den in meinem Herzen gewachsenen Wunsch erfüllen, einmal mit einem Hund Gassi zu gehen, sondern tat gleichzeitig etwas Gutes. Schließlich mussten die Tierchen dort auch ihr Geschäft verrichten und die Tierheime waren sicher froh, wenn es helfende Menschen gab. So trat ich vor einer Woche mit einem Tierheim in meiner Nähe in Kontakt. Auf ihrer Internetseite hatte ich schon gelesen, dass sie immer gern Gassigeher begrüßen. Daher freute ich mich auch bei meiner Anfrage über die positive Rückmeldung. Am Freitag war es dann soweit. Wir fuhren zum Tierheim Peine, trugen uns in einer Liste ein und bekamen einen Hund zum Spaziergehen zugewiesen. Mir war es eigentlich egal, welcher Hund es war. Aber am liebsten ein kleiner, lieber Hund. Und so wurde uns „Nico“ zugeteilt – ein gar nicht so kleiner Hund.
Nico ist ein junger, rehbrauner Deutsch-Drahthaar-Mischling, der einfach nur lieb und treudoof (bitte nicht böse nehmen, Nico) ausschaut. Dabei hat er eine unglaublich traurige Vergangenheit hinter sich. Nico wurde nämlich vor ein paar Monaten aus einer Tötungsstation in Spanien gerettet. Ich weiß nicht, welche Menschen sowas schrecklich tun?! Nico macht allein durch sein Aussehen den Eindruck, als wenn er keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte. Es ist auf jeden Fall wunderbar, dass er gerettet wurde, und wir nur so überhaupt mit ihm losspazieren konnten. Gleich zu Beginn war schon zu spüren, wie viel Power dieser Hund hat. Er zog kräftig an der Leine. Die Pflegerin hatte uns schon gewarnt: „Mit Nico können Sie ruhig eine Stunde oder länger gehen“. Wir sind also mit ihm zum Mittellandkanal spaziert, wo es erst mal Leckerlis für ihn gab. Kleine Geschenke erhalten schließlich die Freundschaft. ;-)
Je länger wir mit ihm unterwegs waren, umso mehr gewöhnte er sich an uns. Wir haben richtig gemerkt, wie dankbar er war, dass wir mit ihm unterwegs waren. Zwischendurch sind wir kleine Strecken mit ihm gelaufen und auch das hat er prima mitgemacht. Er sah aus, als hätte er richtig Spaß mit uns! Es war überhaupt nicht schwer – selbst für uns Hunde-Neulinge – mit ihm an der Leine zu gehen. Er ist sehr lieb, hörte sogar auf uns und benahm sich auch bei anderen Hunden ziemlich ruhig. Tja und wie das so ist, haben wir Nico ziemlich schnell in unser Herz geschlossen. Spätestens als wir an einer kleinen Parkbank Rast machten, er sich zu unseren Füßen hinlegte und uns seinen Bauch zum Kraulen entgegenstreckte, war es um uns geschehen. Ich weiß nicht, ob sein Verhalten gegenüber fremden Menschen normal ist, aber mir kam es sehr außergewöhnlich vor. Er vertraute uns voll und ganz……und das trotz seiner unglaublich schlimmen Erfahrungen mit Menschen.
Nach anderthalb Stunden sind wir mit Nico zurückgekehrt. Wir haben uns von ihm mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedet. Mit einem Hund – und insbesondere diesem Hund – Gassi zu gehen, war eine unglaublich schöne Erfahrung! Ich glaube, es war Schicksal, dass er uns zugewiesen wurde. Ich war hinterher so glücklich und voller Dankbarkeit. Ich wusste einfach, ich habe etwas Gutes für Nico getan. Er ist wirklich ein toller Hund und hat es sowas von verdient, auf dieser Welt zu leben!
Ich kann jedem von euch empfehlen, so eine Erfahrung als Gassigeher im Tierheim zu machen. Es ist wirklich ein Geschenk! Schaut einfach mal, welches Tierheim in eurer Nähe zu finden ist und welche kleinen und großen Hunde ihr glücklich machen könnt.
Und falls ihr aus meiner Gegend (Braunschweig, Peine, Hannover) kommt und Nico ein gutes Zuhause geben wollt und könnt, dann meldet euch unbedingt beim Tierheim Peine. Er ist zwar noch nicht in der Vermittlungsübersicht, aber er sucht trotzdem dringend ein neues, liebevolles Zuhause!
Für mich war es auf jeden Fall nicht das erste und letzte Mal als Gassigeher. Ich will Nico (oder auch einen anderen Hund) bald wieder besuchen. Und das nächste Mal nehmen wir uns Laufsachen mit und gehen mit ihm eine Runde joggen. ;-)