Hallo meine Lieben,
heute bekommt ihr einen Gastpost aus meiner Familie zu lesen.
Meine Cousine lebt in Berlin und liest unheimlich gern Blogs.
Da passt es nur allzu gut, dass sie auch mal was für euch und mich schreibt.
Sozusagen als Generalprobe für ihren eigenen Blog?! :-)
Ich hatte letztes Jahr, nachdem ich mit meinem Studium fertig und auf Jobsuche war, ein Erlebnis in einer Apotheke in Berlin: ich wollte mir ein Shampoo gegen juckende Kopfhaut kaufen und bekam eine Komplett- Analyse (ungefragt natürlich, ich liebe Berlin!).
Die Apothekerin und ich hatten ganz kurz über das Shampoo gesprochen, da fing sie an mich zu betrachten. Sie kann sehen, dass ich eine Person bin, die an trockener Haut leidet. Am ganzen Körper und dass sich die Haut manchmal schuppt, wenn ich sie nicht eincreme. Anstatt dem mit Körperlotion entgegenzuwirken, was einen einmaligen Effekt hat, sollte ich lieber etwas tun, dass langfristig hilft: basische Bäder nehmen. Noch nie davon gehört. Das gibt es im Reformhaus. Sie schrieb mir alles auf, auch die Dosis und wie lange ich so ein Bad nehmen solle. Sie hat mir vom Säure-Basen-Haushalt des Körpers erzählt und wie wichtig es sei, dass wir auf ihn achten und ihn im Gleichgewicht halten. Es verursache Gesundheitsschäden, wenn der Körper übersäuert ist. Die Menschen könnten viel länger leben, wenn sie darauf achten würden, dass ihr Gleichgewicht besteht.
Sie hat mir vorgetragen, was man anhand meiner Augenbrauen, meiner gerunzelten Stirn, meiner Nase und meines Mundes ablesen kann, außerdem hat sie auch noch meine Hände betrachtet. Ich sei ein lieber Mensch, der ständig Kompromisse eingehe. Mehr Kompromisse als mir gut tun. Sie kann erkennen, dass mir dieser Umstand bewusst ist und dass ich die Ungerechtigkeit, die mir widerfährt, sehr genau spüren würde. Leider würde ich mich nie dagegen wehren. Als Tipp hat sie mir mitgegeben, dass ich die Wut manchmal rauslassen und auf den Tisch hauen solle. Ich solle nicht alles runterschlucken, sondern mich verteidigen, sonst verursacht dieses Verhalten psychologisch einen solchen Stress, dass dieser sich bald körperlich auswirkt.
Als ich letztendlich dasselbe Shampoo wie immer kaufte, fragte sie mich, ob ich zurzeit in einer Phase des Umbruchs sei. Ich kam von einem Vorstellungsgespräch. Ich erzählte ihr kurz über meine Jobsuche. Man sehe mir den Stress an. Trotzdem solle ich eine bewusste Entscheidung treffen und nicht einfach nur des Geldes wegen etwas anfangen.
Alles hat gestimmt, was sie mir über mich erzählt hat. Aber woher wusste sie davon?
Sie sei eigentlich gelernte Heilpraktikerin und es gäbe eine Richtung (leider habe ich den Namen vergessen), die lehrt, aus den äußeren Körpermerkmalen auf die inneren Zustände zu schließen. Sie erzählte mir, dass diese Richtung nicht oder kaum mehr gelehrt wird, da sie dem Wohlergehen des Menschen sehr viel weiterhelfen könnte, was aber komplett nicht im Sinne des Gesundheitssystems und der Politik sei. Zum Schluss hat sie mir ein Buch empfohlen: „Who am I? – The 16 Basic Desires That Motivate Our Actions and Define Our Personalities“ von Dr. Steven Reiss. Oder anders gesagt: eine Einordnung von Persönlichkeiten in Kategorien, die erklären, welche Motivation hinter unseren Handlungen steckt und was uns antreibt.
Als ich rausging, musste ich mir die Tränen verkneifen. Mir ist auf einmal bewusst geworden, dass wir im Alltag, der so schnelllebig ist, überhaupt nicht mehr auf unser inneres Gleichgewicht achten. Dass wir vergessen haben, wie man sich mit Hilfe natürlicher Mittel besser fühlt, anstatt sich Schokolade reinzuschieben oder gar schon morgens einen Energydrink zu trinken. Dass wir in unserem Arbeitsalltag weder auf Körper noch auf Seele achten.
Die basischen Bäder habe ich natürlich gleich ausprobiert und auch das Buch steht in meinem Bücherregal (ich muss zugeben, so richtig begonnen habe ich es leider noch nicht, aber ich werde gleich damit anfangen!). Bis heute frage ich mich, warum die Frau ausgerechnet mir gute Ratschläge gegeben hat. Geschäftsförderlich kam mir es jedenfalls nicht vor.
Was einem nicht alles passieren kann, wenn man in Berlin eine Apotheke betritt…